- Die Wirtschaftsstrategie 2030 formuliert die wirtschaftspolitischen Leitziele der Stadt Graz. Die Erarbeitung dieser Wirtschaftsstrategie erfolgte in einem mehrmonatigen strukturierten Prozess unter Einbindung von über 100 Expert:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung sowie aller städtischen politischen Parteien.
- Die Herausforderungen der nächsten Jahre sind - wie für städtische Räume im Allgemeinen - die erfolgreiche Grüne Transformation und der Übergang in die Klimaneutralität. Wettbewerbsfähiges, klimaneutrales, nachhaltiges und inklusives Wirtschaften sind die prägenden Leitmotive dieser Strategie.
- Das Zukunftsbild für Graz stellt in kurzer und übersichtlicher Form die angestrebten Ziele der Wirtschaftsstrategie dar. Dieses Zukunftsbild und die in der Langfassung beschriebenen Maßnahmen bilden gemeinsam die Leitlinie für die wirtschaftspolitische Arbeit der Stadt Graz.
- Die Wirtschaftsstrategie ist abgestimmt mit dem Klimaschutzplan und dem Leitbild der Stadt Graz und berücksichtigt die Grundsätze des STEK 4.0 sowie internationale und nationale Strategien wie die Wirtschaftsstrategie 2030 des Landes Steiermark, den Europäischen Green Deal und die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs).
Hohe Lebensqualität und vielfältige Chancen
Graz bietet eine besondere Lebens- und Standortqualität für Bevölkerung und Unternehmen und zieht damit Fachleute, Forscher:innen und Gäste an. Maßgeblich dafür sind das Weltkulturerbe, die hohen Lebensqualitätsfaktoren sowie die vielfältigen beruflichen Chancen, die sich im Unternehmens- und Forschungsumfeld bieten.
Wettbewerbsfähige Wirtschaft durch erfolgreiche Transformation
In Graz wird wettbewerbsfähiges, klimaneutrales, nachhaltiges und inklusives Wirtschaften besonders gefördert. Stadt und Unternehmen arbeiten gemeinsam und konsequent an der Erreichung der Grazer Klimaziele und erlangen dafür internationale Anerkennung.
Innovationsraum für zukunftsfähige Lösungen „made in Graz“
Graz ist ein Ort von Bildung, Wissen, Kreativität und Diversität. In Graz entstehen nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft. Climate Innovation „made in Graz" ist international besonders nachgefragt. Lösungen aus Wirtschaft und Forschung treffen auf eine Stadt als Partnerin, die das Ausprobieren und Testen der Innovationen im urbanen Raum ermöglicht.
Urbaner Produktionsstandort mit Zukunftschancen
Die intensive Verbindung von Ausbildung, Forschung und Produktion in der Stadt, gestärkt durch konsequente Standortentwicklung, sichert die Standortqualität für wertschöpfungsintensive Unternehmen. Moderne Produktionsstandorte werden nach stadtökologischen und sozialen Prinzipien gestaltet und positioniert.
Unternehmertum im Wandel und Neue Arbeitswelten
Graz fördert unternehmerisches Denken und Handeln, eine vielfältige Gründer:innenszene und die Entwicklung hin zu sinnstiftenden und zukunftsfähigen Jobangeboten.
Kreativwirtschaft als Stärkefeld für einen lebendigen Wirtschaftsstandort
Graz beheimatet eine leistungsstarke Kreativwirtschaft, die die technologischen und gesellschaftlichen Veränderungsprozesse erkennt und den wirtschaftlichen Wandel unterstützt.
Gute Rahmenbedingungen für Beschäftigung und Ausbildung
Die Attraktivität der Stadt Graz für Arbeitskräfte wird durch die Sicherstellung der Rahmenbedingungen (wie Kinderbetreuung und -bildung) und durch Ausbildungsangebote für zukunftsgerichtete Kompetenzen gesteigert. Die Angebote und die Lebensqualität werden breit kommuniziert.
Zentrum im Kooperationsraum Südösterreich
Graz ist das wirtschaftliche, wissenschaftliche und innovative Zentrum der Region Südösterreich. Regionale Kooperationen, Entwicklungsprozesse und Wirtschaftskreisläufe werden strategisch abgestimmt und gestärkt.
Die Stadt und ihre Bevölkerungsentwicklung
Mit rd. 300.000 Einwohner:innen ist Graz die zweitgrößte Stadt Österreichs. Die Lage im Süden Österreichs, ihre Überschaubarkeit und kurzen Wege, die als UNESCO-Welterbe anerkannte Altstadt sowie international wahrgenommene Kulturangebote bringen eine hohe Lebensqualität. Versorgung, Bildung und Sicherheit weisen im internationalen Vergleich hohe Standards auf. Heute leben Menschen aus 162 Nationen in Graz. Die Bevölkerung der Stadt wird laut Prognosen bis 2040 um +8,4 % wachsen und ist damit für 90 % der Zuwächse der Steiermark verantwortlich. Aufgrund des Alterungsprozesses bleibt die Erwerbsbevölkerung jedoch weitgehend stabil (+1 %).
Urbane Vielfalt der Wirtschaft
Rund 10.000 Arbeitgeberbetriebe aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Sektor bieten Arbeitsplätze für rd. 200.000 Beschäftigte. Die Wirtschaft von Graz zeichnet sich durch eine urbane Branchenvielfalt aus. Der beschäftigungsstärkste Sektor ist der Dienstleistungssektor. Als Landeshauptstadt und Hochschulzentrum haben der öffentliche Sektor und der Bildungsbereich eine große Bedeutung. Rd. 75.000 Beschäftigte arbeiten in den Sparten Handel, Tourismus, Wirtschaftsdienste sowie Informations- und Kommunikationstechnologie, die zusammen mit der Kreativwirtschaft auch stetig wachsen. Der Tourismus hat gegenüber anderen touristisch bereits länger erschlossenen Landeshauptstädten Österreichs eine etwas geringere Bedeutung, hat jedoch kontinuierlich einen Aufschwung genommen.
Technologiestandort Graz
Prägend ist auch die industriell-technologische Produktion von Grazer Leitunternehmen. Graz unterscheidet sich dadurch von anderen Landeshauptstädten in Österreich. Graz ist die zweitgrößte Stadt und DER Technologiestandort Österreichs, an dem nicht nur geforscht, sondern auch produziert wird. Unternehmen schätzen die Verbindung von Ausbildung, Forschung und Produktion vor Ort. Neue zukunftsorientierte Branchen entwickeln sich, technologische Unternehmen in globalen Nischen und Hightech sind ein Fundament der Grazer Wertschöpfung.
Bildung, Forschung und Innovation als besonderer Grazer Standortfaktor
Mit einer F&E-Quote von 5,15 % gehört die Steiermark europaweit zu den führenden Forschungsregionen. Ein Großteil der Forschung wird in Graz durchgeführt. Rd. 100.000 junge Menschen befinden sich in Ausbildung. An acht Hochschulen und Universitäten studieren über 60.000 junge Menschen. Der Anteil der Studierenden an der Wohnbevölkerung ist der höchste in Österreich. Die „Wissensbasis" ist durch die Grazer Universitäten und Hochschulen sowie die Forschungs-, Entwicklungs- und Kompetenzzentren breit verankert. Die forschungsorientierten Leitbetriebe gehören gemeinsam mit den tertiären Grazer Bildungseinrichtungen klar zur Innovationsspitze Österreichs.
Räumliche Lage an der Nahtstelle zwischen mittel- und südosteuropäischem Raum
Graz bildet eine Nahtstelle zwischen dem mittel- und südosteuropäischen Raum. Die wirtschaftlichen Verflechtungen reichen weit über den Zentralraum hinaus bis in die angrenzenden Regionen Sloweniens und in den kroatischen und westungarischen Raum. Durch die Anbindung an den Baltisch-Adriatischen Korridor und die Koralmbahn entsteht im Süden Österreichs eine erweiterte urbane Metropolregion mit mehr als einer Mio. Einwohner:innen und einer Hub-Funktion für den Süden Österreichs (Bahnanbindung, Flughafen) in den internationalen Raum.
Stärken von Graz
- Hohe Lebensqualität (Überschaubarkeit der Stadt, kurze Wege, Kulturangebote, urban-südliches Flair)
- Dichte an Bildungs- und Hochschuleinrichtungen in Verbindung mit einem eng vernetzten innovativen Technologie- und Produktionssektor
- Ein wachsender innovativer Dienstleistungssektor (Kreativwirtschaft, wirtschaftsnahe Dienstleistungen)
- Durch die neue Bahn-Hochleistungsverbindung (Koralmbahn, Baltisch-Adriatische Achse) entsteht eine erweiterte Metropolregion im Süden Österreichs
Veränderungsprozesse im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld:
- Grüne Transformation und Klimafitness: Klimaneutralität und Klimaanpassungsmaßnahmen stellen zentrale Herausforderungen auf internationaler, nationaler und städtischer Ebene dar. Städte sind kritischer Faktor und Innovationstreiber hinsichtlich der C02-Einsparung (Gebäude, Mobilität) und Klimaanpassung. Graz hat sich im Klimaschutzplan zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Vertragliche Regelungen und verbindliche Vorgaben (z. B. Pariser Übereinkommen, EU- und nationale Klimaschutzziele, ESG-Regelungen) sowie hohe Energie- und Ressourcenkosten machen eine erfolgreiche Grüne Transformation zum Wettbewerbsfaktor.
- Ökologische und digitale Transformation gehen Hand in Hand und sind nicht unabhängig voneinander zu denken. Teilhabe und Anschlussfähigkeit von Menschen und Unternehmen sind ein wichtiger gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Erfolgsfaktor.
- Gesellschaftliche Bedürfnisse und Anforderungen an Arbeit und Unternehmen sind im Umbruch: Neue Arbeitswelten, neue Berufsbilder und veränderte Anforderungen an Qualifikation und Bildung sind damit verbunden. Selbstständigkeit als Arbeits- und Lebensform gewinnt an Attraktivität, Digitalisierung eröffnet neue Optionen, der Fokus auf Sinnstiftung und Nachhaltigkeit wird immer wichtiger.
- Demografischer Wandel und Arbeitskräfte werden Themen sein, die einen maßgeblichen Einfluss auf wirtschaftlichen Erfolg haben. Die Attraktivität von Standorten ist dabei einer der entscheidenden Faktoren für die Akquisition von Arbeits-, Fachkräften und Talenten. Kulturelle Diversität und eine aktive und erfolgreiche Integration stellen Potenziale dar.
- Standortentwicklung und regionale Kooperation: Innovative Unternehmen suchen und brauchen die Stadt in attraktiven Lagen. Der Branchen- und Strukturwandel erfordert Restrukturierung und eine Gewerbe- und Quartiersentwicklung nach ökologischen und sozialen Prinzipien.
Um langfristig den Wohlstand zu sichern, werden Stärkefelder des Standortes Graz weiter ausgebaut und die Transformation hin zu einer wettbewerbsfähigen, nachhaltigen, klimaneutralen Wirtschaft aktiv begleitet.
Der Governance-Prozess beschreibt, wie die Strategieumsetzung bis 2030 erfolgt. Er wird jährlich rollierend angelegt und stellt sicher, dass die definierten Ziele der Strategie durch konkrete Maßnahmen erreicht werden. Die Abteilung für Wirtschaft- und Tourismusentwicklung verantwortet die Koordination und Steuerung dieses Prozesses und bindet den Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus des Grazer Gemeinderates mit ein.
Der Governance-Prozess umfasst folgende Elemente:
- Erarbeitung eines jährlichen Arbeitsprogramms zur Strategieumsetzung und Schwerpunktbildung gemeinsam mit den Stakeholder:innen
- Monitoring der Umsetzung dieser Maßnahmen und der Wirkung zur Zielerreichung inklusive Status-Update
- Sichtung von neuen Entwicklungen, die Einfluss auf die Strategie haben, gegebenenfalls Entwicklung von Vorschlägen zu neuen Priorisierungen
Rahmensetzung |
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Erarbeitung und Abstimmung eines tragfähigen Positionierungs-/ Themenrahmens mit im Gemeinderat vertretenen Parteien |
Juli, August 2022 |
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Inhaltliche Ausarbeitungen |
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Workshops mit einer Strategiekerngruppe und Interviews mit Stakeholder:innen und Unternehmer:innen zur Erarbeitung der Ziele 2030 in den Strategiefeldern Stakeholder:innentag im Rahmen einer Online-Konferenz |
September 2022 bis |
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Entwicklung einer Umsetzungs-Governance zur jährlichen Operationalisierung konkreter Maßnahmen |
November bis Feb. 2022 |
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Information und Zwischenabstimmung mit im Gemeinderat |
Dez. 2022 |
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Redaktionelle Ausarbeitung zur Wirtschaftsstrategie Graz 2030 |
Feb.-März 2023 |
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Einbringen zur Beschlussfassung durch den Gemeinderat |
April 2023 |
Beteiligungsprozess
Die Erarbeitung der Wirtschaftsstrategie 2030 erfolgte in einem mehrmonatigen strukturierten Prozess unter Einbindung von über 100 Expert:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung sowie aller städtischen politischen Parteien.
Der Dank gilt allen, die ihre Zeit, ihr Wissen und Engagement für diesen Strategieprozess eingesetzt haben und sich weiterhin an der Umsetzung beteiligen.
Strategiekernteam
Die Inhalte wurden in vier Workshops mit einem Strategiekernteam erarbeitet und abgestimmt. Das Kernteam wurde u. a. von Vertreter:innen des Hauses Graz, des Landes Steiermark, des AMS, der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung, der Hochschulen, der Gründungs-/Start-up-Community, der Kreativwirtschaft, aus Tourismus und Handel, der Landwirtschaft sowie von Clusterorganisationen gebildet.
23. Sept. 2022 |
Rahmensetzung, Ausgangssituation |
4. Oktober 2023 |
Trends, Perspektiven, Ziele |
16. November 2022 |
Review-Inhalte, Ziele, Governance-Prozess |
30. Jänner 2023 |
Abstimmung Entwurf, Maßnahmen |
Stakeholder:innentag
Am 29. November 2022 wurde der Strategieentwurf in einer Online-Konferenz vorgestellt und diskutiert.
Weiters wurden Interviews und Abstimmungsgespräche mit zahlreichen Vertreter:innen aus der Wirtschaft und einzelnen Initiativgruppen geführt.
Prozessbegleitung
Trigon Entwicklungsberatung
convelop - cooperative knowledge design gmbh
Download: Strategie-Broschüre Graz 2030